Nähe-Distanz-Problem bei Borderline: So gehen Angehörige damit um
- Johanna Längle
- 23. Jan.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. März
Eine Beziehung mit einem Menschen, der an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) leidet, ist oft eine emotionale Achterbahnfahrt. Nähe und Distanz wechseln sich in schneller Abfolge ab.
Du fragst Dich vielleicht: Warum ist es so schwer, Stabilität in dieser Beziehung zu finden?
In diesem Artikel erfährst Du:
Warum Beziehungen mit Borderline so intensiv und herausfordernd sind.
Welche Dynamiken auftreten und wie Du sie verstehen kannst.
Konkrete Tipps, wie Du besser mit diesen Situationen umgehst.

Wie zeigt sich das Nähe-Distanz-Problem bei Borderline?
Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung erleben Beziehungen oft extrem. Sie haben einen starken Wunsch nach Nähe, aber gleichzeitig große Angst vor Ablehnung oder Verlassenwerden. Dieses Spannungsfeld zwischen „Komm ganz nah“ und „Geh weg, ich brauche Abstand“, kann für Dich als Angehörige*r sehr verwirrend sein.
Typische Verhaltensweisen in Nähe-Distanz-Problem bei Borderline
Idealisierung und Abwertung: Zu Beginn wirst Du vielleicht idealisiert, aber kleine Konflikte können schnell dazu führen, dass Dein Gegenüber Dich abwertet oder sich zurückzieht.
Extreme Emotionen: Für Betroffene sind Gefühle oft intensiver und schwer zu regulieren. Kleine Missverständnisse können wie große Krisen wirken.
Angst vor Verlassenwerden: Diese Angst ist ein zentraler Aspekt der Borderline-Störung und kann dazu führen, dass Dein Gegenüber klammert oder Dich sogar testet.
Borderline-Beziehungen: Sind Betroffene wirklich beziehungsunfähig?
Der Begriff „Beziehungsunfähigkeit“ taucht oft im Zusammenhang mit Borderline auf: Es herrscht das Vorurteil, Menschen mit Borderline beziehungsunfähig. Doch stimmt das? Nein, Menschen mit Borderline können durchaus Beziehungen führen – allerdings bringen sie häufig mehr Herausforderungen mit sich.
Warum diese Herausforderungen entstehen:
Emotionale Intensität: Menschen mit Borderline fühlen intensiver und reagieren sensibler. Das kann Beziehungen dynamisch, aber auch anstrengend machen.
Schwarz-Weiß-Denken: Es fällt schwer, Grautöne zu akzeptieren. Du bist entweder „der beste Mensch der Welt“ – oder „die Ursache allen Übels“.
Schwierigkeiten mit Selbstwert: Betroffene suchen oft Bestätigung im Außen, weil sie selbst wenig stabilen Selbstwert empfinden.
Wie Du mit den Herausforderungen einer Borderline-Beziehung umgehen kannst
Es ist wichtig, dass Du nicht versuchst, alle Probleme alleine zu lösen. Stattdessen helfen Dir einige Strategien, besser mit den emotionalen Wellen und dem Nähe-Distanz-Problem bei Borderline klarzukommen.
1. Verstehen, was hinter dem Verhalten steckt
Menschen mit Borderline handeln oft aus innerer Not heraus – nicht, um Dich zu verletzen. Diese Perspektive kann helfen, nicht alles persönlich zu nehmen.
Beispiel:
Wenn Dein Gegenüber plötzlich Rückzug sucht, frag Dich: „Hat sie/er gerade Angst, verletzt zu werden?“, und nicht: „Was habe ich falsch gemacht?“
2. Kommuniziere klar und ohne Vorwürfe
Eine klare und liebevolle Kommunikation ist das A und O. Vermeide Vorwürfe, sondern sprich über Deine eigenen Gefühle und Bedürfnisse.
So geht’s:
Statt: „Du bist immer so anstrengend.“
Sag lieber: „Ich merke, dass ich gerade Zeit für mich brauche, um meine Gedanken zu ordnen.“
3. Setze Grenzen – liebevoll, aber konsequent
Grenzen schützen nicht nur Dich, sondern auch Dein Gegenüber. Menschen mit Borderline können dazu neigen, sich emotional an andere zu klammern. Sag deutlich, was für Dich okay ist und was nicht.
Praktischer Tipp:
Wenn Konflikte eskalieren, sag: „Ich höre Dir zu, aber ich möchte, dass wir in Ruhe sprechen. Lass uns in 30 Minuten weitermachen.“
4. Sorge für Dich selbst – Deine Bedürfnisse zählen auch!
Du bist nicht egoistisch, wenn Du auf Dich achtest. Nur wenn Du selbst stabil bist, kannst Du Deinem Gegenüber eine echte Stütze sein.
Fragen, die Du Dir stellen kannst:
Was brauche ich, um mich zu entspannen?
Welche Menschen oder Aktivitäten geben mir Kraft?
Wie viel Zeit brauche ich für mich?
5. Hole Dir Unterstützung
Du musst nicht alles alleine tragen. Es gibt Selbsthilfegruppen, Therapien oder meine Selbsthilfe-Kurse, die speziell für Angehörige von Menschen mit Borderline da sind. Ein Austausch mit anderen, die Ähnliches erleben, kann unglaublich entlastend sein.

Mythen über Borderline und Beziehungen – Was wirklich stimmt
„Menschen mit Borderline sind immer toxisch.“
Das ist falsch. Ja, die Dynamik in einer Borderline-Beziehung kann schwierig sein, aber mit Offenheit und professioneller Unterstützung können Beziehungen auch wachsen.
„Ich muss mich komplett anpassen.“
Auch das ist nicht wahr. Eine gesunde Beziehung bedeutet, dass beide Seiten aufeinander eingehen – ohne sich selbst aufzugeben.
Die wichtigste Beziehung: Die zu Dir selbst
So intensiv Deine Beziehung zu Deinem geliebten Menschen auch ist: Vergiss nicht, dass die Beziehung zu Dir selbst genauso wichtig ist. Nur wenn Du gut für Dich sorgst, kannst Du auch langfristig für die Beziehung da sein.
Fazit: So meisterst Du Beziehungen mit Borderline-Betroffenen
Eine Beziehung mit jemandem, der an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leidet, ist intensiv und fordert Dich heraus. Doch mit Verständnis, klaren Grenzen und dem Fokus auf Deine eigene Balance kannst Du die Beziehung bereichernd gestalten.
Denke daran: Du bist nicht allein. Mit der richtigen Unterstützung kannst Du diese Herausforderung meistern – und dabei sowohl für Deinen Lieblingsmenschen als auch für Dich selbst da sein. 💛
Zusammenfassung
Beziehungen mit Borderline sind herausfordernd, aber nicht unmöglich.
Verstehe die Ängste und Dynamiken, die hinter dem Verhalten stecken.
Kommuniziere klar, setze Grenzen und achte auf Dich selbst.
Hol Dir Unterstützung und verliere dabei nie Deine eigene Balance aus den Augen.
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